Concerto Veneziano | Musik von Giovanni Gabrieli
Der Organist Giovanni Gabrieli war ein Meister der Raumkomposition. Mit seiner mehrchörigen Musik entlockte er den Kirchen Venedigs – darunter dem berühmten Markusdom, wo er von 1585 bis zu seinem Tod 1612 wirkte – im wahrsten Sinne umfassende Klangerlebnisse. Sänger-Formationen und Instrumental-Ensembles wurden bei den Aufführungen auf verschiedenen Emporen der Basilika postiert und ergänzten sich zum akustischen Gesamtkunstwerk. „Surround-Sound“, würde man heute sagen.
Der englische Reise-Schriftsteller Thomas Coryate wurde anno 1608 an der Scuola Grande di San Rocco, wo Gabrieli ebenfalls wirkte, Zeuge des beeindruckendsten Konzerts seines Lebens. Die Musik „war so schön, dass ich jederzeit einhundert Meilen zu Fuß gehen würde, um dergleichen zu hören“, schwärmte er. Indes wurde diese Aufführungspraxis im 19. Jahrhundert weitgehend obsolet – die Musik zog von den Kirchenräumen des Barock in die Architektur der bürgerlichen Konzertsäle und Theater. Höhe ging verloren. Podium und Publikum fanden sich auf einer Ebene wieder.
Mit dem „Raumkonzert“ in der Kirche St. Marien Bernau macht die lautten compagney BERLIN die volle klangliche Dimension der Sakralbauten wieder erfahrbar. Unter anderem mit Giovanni Gabrielis Sonate „Pian e Forte“ von 1597.
Diese besteht aus zwei Chören mit exakter Instrumentierung: Coro I ist für Cornetto und drei Posaunen komponiert, Coro II für Violine und drei Posaunen. Sie musizieren zunächst allein, wahrgenommen als weit entfernt voneinander, erklingen dann aber gemeinsam und stellen die bestürmende Raumwirkung her. „Pian“ und „forte“, das meint hier eben nicht nur laut oder leise, solo oder tutti, sondern bezeichnet präzise auch die Richtung der Schallquellen: von links, von rechts, zusammen.
Die Kirche St. Marien Bernau, dieser Markusdom Brandenburgs, bietet dafür den perfekten Resonanzraum. Überall in der vierschiffigen Hallenkirche, im Chorumgang, im sogenannten Schülerchor über der Sakristei, in der Eingangshalle und im darüber gelegenen Mönchschor werden die Mitglieder der lautten compagney BERLIN zusammen mit den besten Schüler*innen der Musikschule Barnim musizieren und das Publikum von allen Seiten begeistern.
Für Birgit Schnurpfeil ist „mit Musik, das zu finden und auszudrücken, was man selbst in sich trägt, die erfüllende Erfahrung.“ Dass Musizieren auch mit dem innersten Atem zu tun hat, das hat sie im Studium an der Leipziger Hochschule entdeckt. Mit der lautten compagney BERLIN fühlt sie sich als langjährige Konzertmeisterin in besonderer Weise verbunden.