Mit dem Thespiskarren durch St. Marien

Geschichten, Fantasien und Theater­spiel aus St. Marien und Bernau
Inszenierung: Gabriele Koch, Geschichten­reich Börnicke e.V., gemein­sam mit Schüler*innen der Musik­schule Barnim und Musiker*innen der lautten com­pagney BERLIN

Mit einem Karren, auf dem ihr kleines Theater auf­gebaut ist, verlässt die Komö­diantin und Prin­zipalin Gabriela ihr Feuer­wehr­haus­theater, zieht durch Branden­burg und spielt für ihr Publikum Geschich­ten, die es teil­weise kennt, aber die es so – und vielleicht über­haupt –noch nie gehört hat.

Eine dieser Geschichten handelt vom Heiligen Christo­phorus, dessen Wand­bild im nörd­lichen Seiten­schiff der Kirche in pastel­lenen Farben, die aus dem frühen 15. Jahr­hundert stammen, zu sehen ist. Und plötzlich beginnt die Kirche zu leben.

Gabriela fantasiert über die Unbe­kannten, deren Köpfe die Strebe­pfeiler von St. Marien auffangen, und spielt Szenen, die sich hinter den – von den Zünften der Tuch­macher und Bier­brauer gestifteten – Emporen-Bildern ver­bergen.

Begleitet wird die Mimin auf ihrer Reise von einer Schar junger Musiker*innen, die ihre Geschich­ten musika­lisch deuten, ver­tiefen und Zeit zum Nach­spüren und Nach­denken bieten.

Ein kleines 5-jähriges Mädchen befand sich 1964 in einem großen Raum mit hohen Fenstern und entdeckte staunend die Welt des Theaters in wunderschönen Bühnenbild-Modellen. Seitdem stand für Gabriele Koch fest: Ich möchte Bühnenwelten gestalten. 15 Jahre später war sie in demselben Raum, in den ehrwürdigen Mauern der Hochschule für Bildende Künste in Dresden, diesmal als Studentin der Theatermalerei.

Als Theatermalerin lässt sie aus Farben und Formen Bilderwelten entstehen. Ihre Bühnenbilder schaffen den Raum für ihr Theaterspiel.

Besonders das Figurentheater hat sie bereits während ihres Studiums in seinen Bann gezogen. Anfangs waren es Aufträge für Bühnenbild und Kostüme, die sie mit dem Figurentheater verbanden. Bald ist sie selbst auf der Bühne gelandet als Figurenspielerin. Seitdem schöpft sie in ihren Stücken besonders aus dem Reichtum der Märchen.

Altmodisches Zeug, Kleinkinderkram? In Metaphern und Symbolen der Märchen verbirgt sich jahrhundertaltes Menschenwissen und wie in den großen Theaterstoffen geht es um Leben und Tod und natürlich … um Liebe!

Die lautten compagney BERLIN ist eines der renommiertesten und kreativsten deutschen Barockensembles.

Seit mehr als drei Jahrzehnten faszinieren die Konzerte unter der künstlerischen Leitung von Wolfgang Katschner ihre Zuhörer*innen. Ganz gleich, ob als Kammerensemble oder als Opernorchester: Mit ansteckender Spielfreude und innovativen Konzepten überwindet das Ensemble immer wieder Grenzen und sucht die Begegnung mit neuen Klängen und anderen Künsten.

Die CD Timeless, die Musik des Frühbarock mit Werken von Philip Glass vereint, erhielt 2010 den ECHO Klassik. Auch die Verleihung des Rheingau Musik Preises 2012 würdigte die innovativen Konzertprogramme der lautten compagney. 2018 kamen zwei weitere musikalische Brückenschläge hinzu: Misterio mit Musik von Astor Piazzolla und H.I.F. Biber sowie War & Peace, das Musik aus der Zeit des 30-jährigen Krieges mit Chansons von Hanns Eisler und Friedrich Hollaender kombiniert.

Eine große Leidenschaft des Ensembles gilt dem Musiktheater. Seit 2004 jedes Jahr als Opernensemble zu Gast bei den Händelfestspielen Halle, präsentierte die lautten compagney 2011 Händels Rinaldo in einer Realisierung der Compagnia Marionettistica Carlo Colla & Figli, die 2015 bei Arthaus Musik als DVD erschien. 2017 wurde mit Händels Giustino die zweite Zusammenarbeit in Bad Lauchstädt gezeigt.

Als einziges großes deutsches Barockensemble widmet sich die lautten compagney BERLIN der historischen Bühnenkunst. Auf Händels Parnasso in festa in der Regie von Sigrid T’Hooft 2018 folgen 2019 Haydns Lo speziale in der Regie von Nils Niemann. Bei den Händelfestspielen Halle wird Niels Badenhop Händels Alcina realisieren.

2019 feiert die lautten compagney BERLIN ihr 35-jähriges Bestehen. Sie blickt auf eine ausgesprochen reiche und intensive Zeit zurück, in der sie wiederholt ihre Wandlungsfähigkeit auf höchstem künstlerischen Niveau unter Beweis gestellt hat: vom Lautenduo, gegründet in der DDR in einer Zeit, zu der historisch informierte Aufführungspraxis ein heiß diskutiertes Feld meist als „Müsligeiger“ belächelter Spezialisten war, hat sich das Ensemble nach der Wende zu einer gefragten Kammermusik- und Opernformation entwickelt – nicht zuletzt Wolfgang Katschners Händel-Preis von 2004 dokumentiert dies. Seit über zehn Jahren zählt die lautten compagney BERLIN zur europäischen Spitze der Barockensembles. Die neueste Selbsterfindung des Ensembles schlägt sich in bahnbrechenden Repertoire-Kombinationen und intelligenten Wort-Musik-Programmen nieder. So gesehen stellt die lautten compagney BERLIN auch die Avantgarde des klassischen Musikbetriebs dar: Jenseits oft bemüht wirkender Programme mit zeitgenössischer Musik lädt sie ihr Publikum regelmäßig dazu ein, die „Klassische Musik“ neu zu erfahren und Wahrnehmungsschranken zu überwinden.

www.lauttencompagney.de

Zurück