Marammè! I Vicerè! – Madonna! Die Vizekönige!
Tarantelle, Pizziche und Volkslieder aus der Tradition Süditaliens, Stücke aus dem Codice Trujillo aus Südamerika sowie Kompositionen von Giovanni Battista Pergolesi, Francesco Durante, José Marín, Francesco Provenzale und Andrea Falconieri
Das Wort Marammè ist die Abkürzung von „Maronna mia!” und bedeutet auf neapolitanisch soviel wie „Madonna!”. Marammè hieß aber auch ein von Mario Sollazzo gegründetes Ensemble. Es gewann den creole-Preis für Weltmusik, gab mehr als hundert Konzerte und veröffentlichte zwei CDs. Seit 2018 ist Marammè im Ensemble Alraune aufgegangen.
Aus der Freundschaft süditalienischer mit südamerikanischen Musikern entstand das Programm „Marammè! I Vicerè“. Es erzählt von einer Zeit, zu der sowohl Süditalien als auch Südamerika von spanischen Vizekönigen regiert wurden, die die Bevölkerung zum Christentum bekehren wollten. „Marammè! I Vicerè!“, also „Madonna! Die Vizekönige!“ zeigt das Zusammentreffen zweier musikalischer Welten, die der populären, heidnischen und traditionellen Musik und die der christlichen Hochkultur. Hier werden Teufel zu Göttern, Huren zu Madonnen, Könige zu Strolchen, Kastraten zu Engeln … und Pulcinella lässt sein galliges Lachen über die Welt und alle ihre Vizekönige erklingen.
Rituelle Trommelklänge, klagende, rufende, schreiende und lachende Stimmen, Maultrommel, Flöten, Gitarren und Calascione verschmelzen zu einer Musik, die ihre Rasanz nur auf der Bühne entfaltet.
Mario Sollazzo wurde 1974 in Neapel geboren. Er studierte Klavier und Kammermusik am Conservatorio Santa Cecilia in Rom. Nach dem Diplom schloss er in Deutschland ein Aufbaustudium in Klavierkammermusik an der Musikhochschule Detmold ab und studierte danach Komposition an der Musikhochschule Carl Maria von Weber in Dresden. Neben der musikalischen Ausbildung in Italien hat er Philosophie an der Universität Tor Vergata in Rom studiert. Sein musikalisches Interesse ist weit gefächert. Neben seiner pianistischen Laufbahn vertiefte er seine Kompetenz für die Alte Musik. Er absolvierte Meisterkurse in Cembalo, Fortepiano und Alter Musik mit Ludger Rémy, John Holloway, Stefano Montanari, Jordi Savall, Simon Standage und Alexander Lonquich.
Heute ist er mit seinem umfangreichen und vielfältigen Repertoire vom 17. Jahrhundert bis zur zeitgenössischen Musik als Interpret auf dem Cembalo, dem Fortepiano sowie auf dem Klavier tätig.
Von 2001 bis 2005 erfüllte Mario Sollazzo einen Lehrauftrag an der Musikhochschule Detmold und 2018/19 an der Hochschule für Musik FRANZ LISZT Weimar. 2006 wurde er als Professor für Korrepetition und Klavierbegleitung an die Musikhochschule Vecchi Tonelli in Modena (Italien) berufen. 2007 bis 2009 war er musikalischer Leiter der Gregor Seyffert & Compagnie Berlin und Korrepetitor am Anhaltischen Theater Dessau. Seit 2013 ist er festes Mitglied des italienischen Ensembles für Alte Musik Italico Splendore. Konzerte führten ihm zum Gewandhaus Leipzig, zum Europäischen Zentrum der Künste Dresden und zu den Musikfestspielen Dresden. Er wirkte u.a. mit bei Amici della Musica Modena, Jeunesse Musical Wien, Agimus Firenze, Accademia Nazionale di Santa Cecilia Roma, Grandezze & Meraviglie Festival Modena, Bachfest Freiberg, Gioventù Musicale Modena, Festival San Martino a Natale, Teatro Comunale di Modena, Teatro Valli di Reggio Emilia, Rudolstadt Festival, Stiftung Michaelstein, Ekhof Festival Gotha, Villa Pennisi in Musica, Musica in Villa Torino und Le Printemps du Violon Paris.
Mario Sollazzo ist der Gründer von zwei sehr unterschiedlichen Ensembles: Alraune und Marammè. Das Ensemble Marammè erforschte die traditionelle Musik Süditaliens und entwickelte sie weiter. Es erarbeitete zwei CD-Produktionen, erhielt den Creole World Music Preis und bestritt regelmäßig Konzerte. Seit 2017 ist Marammè in Alraune aufgegangen. Alraune ist ein auf Alte Musik spezialisiertes Ensemble, das interdisziplinäre Projekte zusammen mit Choreographen, Regisseuren, Bildenden Künstlern und Videokünstlern entwickelt. In wenigen Jahren hat Alraune sechs CDs und DVDs herausgegeben (fast alle mit Ersteinspielungen) und verschiedene Produktionen im Konzert sowie als Theateraufführung gespielt. Alraune hat den Kulturpreis der Italienischen Republik bekommen.